Altes Ägyptisches Museum in Kairo
·

Ägyptisches Museum in Kairo eine Zeitreise ins alte Ägypten

Ägyptische Museum vor dem Umbau noch einmal besucht

Ägypten hat mich schon als Kind fasziniert. Pyramiden, Pharaonen, goldene Masken und geheimnisvolle Hieroglyphen – die Geschichte des Alten Ägyptens wirkt wie ein großes, faszinierendes Puzzle, das nie ganz gelöst werden kann. Als sich im Januar 2024 die Gelegenheit ergab, das Ägyptische Museum in Kairo zu besuchen, musste ich nicht lange überlegen. Das Ägyptische Museum in Kairo, also das alte Museum, wollte ich vor allem in seinem ursprünglichen Zustand erleben, bevor die große Renovierung alles verändern wird.

Ägyptische Museum in Kairo: Ein Ort voller Geschichte

Das Ägyptische Museum in Kairo ist nicht nur für seine beeindruckende Sammlung bekannt, sondern auch für seine bewegte Geschichte und bemerkenswerte Architektur. Die Ursprünge des Museums reichen bis ins Jahr 1835 zurück, als die ägyptische Regierung erstmals Maßnahmen ergriff, um die Plünderung archäologischer Stätten zu verhindern und eine Sammlung ägyptischer Kunstwerke zusammenzustellen. Diese erste Sammlung wurde zunächst in einem kleinen Gebäude im Esbekieh-Garten in Kairo untergebracht und später in die Saladin-Zitadelle verlegt.​

1858 eröffnete der französische Ägyptologe Auguste Mariette ein neues Museumsgebäude in Bulaq, direkt am Ufer des Nils. Dieses Museum erlitt jedoch 1878 erhebliche Schäden durch eine Überschwemmung, was den Verlust oder Diebstahl vieler Artefakte zur Folge hatte. Infolgedessen wurden die verbliebenen Sammlungen in den Giza-Palast verlegt, wo sie bis zur Fertigstellung des heutigen Museumsgebäudes verblieben.​

Die Entscheidung, ein neues, dauerhaftes Zuhause für die ägyptischen Altertümer zu schaffen, führte 1895 zu einem internationalen Architekturwettbewerb – dem ersten seiner Art in Ägypten. Der französische Architekt Marcel Dourgnon gewann diesen Wettbewerb mit seinem Entwurf eines neoklassizistischen Gebäudes.

Marcel Dourgnon

Marcel Dourgnon

Architekt und Politiker

Er wurde am 29. September 1858 in Marseille, Frankreich, geboren und studierte an der École des beaux-arts de Marseille.

Er entwarf das Ägyptische Museum in Kairo im neoklassizistischen Stil der damaligen Zeit.

1908 ging er in die Politik und wurde Bürgermeister des 9. Arrondissements von Paris.

1911 starb er im Alter von 53 Jahren und ist auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise in der 94 Division begraben.

Die Bauarbeiten begannen 1897 unter der Schirmherrschaft von Khedive Abbas Hilmi II., der auch den Grundstein legte. Das Gebäude wurde von den italienischen Bauunternehmern Giuseppe Garozzo und Francesco Zaffrani errichtet und 1902 feierlich eröffnet. ​

Das Museumsgebäude selbst ist ein herausragendes Beispiel für neoklassizistische Architektur. Die Fassade zeichnet sich durch symmetrische Proportionen, große Fenster und dekorative Elemente aus, die an europäische Vorbilder erinnern. Dennoch fügt sich das Gebäude harmonisch in die Umgebung Kairos ein und steht als Symbol für die Verbindung von europäischer Architektur und ägyptischer Geschichte.​

Seit seiner Eröffnung hat das Ägyptische Museum zahlreiche bedeutende Funde beherbergt und präsentiert. Mit über 120.000 Artefakten bietet es einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Epochen der altägyptischen Zivilisation. Trotz der Eröffnung des Grand Egyptian Museum in Gizeh bleibt das historische Gebäude am Tahrir-Platz ein zentrales Wahrzeichen Kairos und ein unverzichtbarer Ort für Geschichtsinteressierte und Besucher aus aller Welt.

Mein Besuch im Januar 2024

Ich war Teil einer geführten Reisegruppe, was einige Vorteile mit sich brachte. Zum Beispiel einen bevorzugten Einlass – während draußen am Eingang reger Betrieb herrschte, konnte ich mit meiner Gruppe direkt hinein. Kaum durch die Tür, umfing mich diese ganz eigene Atmosphäre: ein stilles, ehrfürchtiges Staunen, das in fast jedem Gesicht zu lesen war.

Das Licht war gedämpft, die Luft schwer und von der Geschichte geschwängert. Ich konnte mich kaum entscheiden, wohin ich zuerst schauen sollte – es gab so viel zu entdecken. Und gleichzeitig wusste ich: Ich erlebe dieses Museum in einer Zeit des Wandels. Bald wird vieles hier anders aussehen. Genau das machte den Besuch für mich so besonders.

Das Ägyptische Museum hat noch viele Highlights in der Ausstellung

Natürlich war eines meiner größten Ziele: Tutanchamun. Auch wenn die weltberühmte goldene Maske bald in das neue Grand Egyptian Museum gebracht wird, waren jetzt immer noch viele faszinierende Stücke aus dem Grab des Kindkönigs in Kairo zu sehen.

Ägyptische Museum verbietet das Fotografieren der Büste von Tutanchamun - daher ist das ein KI Bild

Tutanchamun

Am meisten beeindruckt hat mich natürlich die Büste von Tutanchamun. Ihre Geschichte, ihre Schönheit, ihre Feinheit – das alles hat mich tief berührt. Leider war der Raum streng bewacht. Mehrere Wärter achteten energisch darauf, dass niemand ein Foto machte. Das war zwar etwas anstrengend. Dieses Objekt gehört zu den bedeutendsten Kulturschätzen der Menschheit. Allerdings ist es fraglich, ob ein Fotoverbot hier wirklich angebracht ist, zumal die Bilder als Werbung in den sozialen Medien vielleicht noch mehr Besucher anlocken würden.

(Das Bild ist KI generiert, denn das fotografieren der Originalbüste im Museum ist verboten!)

Ein weiteres Highlight war für mich die Mumienhalle. In abgedunkelter Umgebung, fast ehrfürchtig präsentiert, liegen dort einige der bekanntesten Pharaonen der Geschichte – unter ihnen Ramses II. und Hatschepsut. Es war ein eigenartiges Gefühl, diesen Menschen von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen, so viele Jahrhunderte später.

Doch auch abseits der „Stars“ gibt es so viele faszinierende Dinge zu entdecken: filigraner Schmuck, kunstvoll bemalte Särge, Alltagsgegenstände, Statuen, Papyri – vieles davon mit einer Detailverliebtheit gefertigt, die mich zum staunen bringt.

Zwischen Staunen und Nachdenken

Was ich aus diesem Besuch mitgenommen habe, lässt sich kaum in Worte fassen. Es war eine Mischung aus Staunen, Ehrfurcht und auch ein wenig Wehmut. Ich wusste, dass ich dieses Museum in seiner jetzigen Form vielleicht zum letzten Mal sehe – als einen Ort, wie ihn die ersten Ägyptologen erlebt haben.

Der knarzende Boden, die patinierten Holzvitrinen, das diffuse Licht – all das wird bald Geschichte sein. Und ich war dankbar, das noch einmal erlebt zu haben. Für mich war das Museum nicht nur eine Sammlung von Artefakten, sondern eine Tür in eine andere Welt. Und diese Tür schließt sich jetzt langsam.

Ähnliche Beiträge