Musée de l'École de Nancy
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Musée de l’École de Nancy: Lohnt sich der Besuch in dieser Jugendstil-Villa?

Wer sich für Jugendstil begeistert, kommt an Nancy nicht vorbei – und schon gar nicht am Musée de l’École de Nancy. Ich habe das Museum im Juli 2024 besucht, an einem angenehm warmen Nachmittag. Schon das Gebäude selbst wirkt wie ein Versprechen: eine charmante Villa im typischen Stil des späten 19. Jahrhunderts, umgeben von einem kleinen Garten, der ebenso gestaltet ist, wie man es von den Künstlern der École de Nancy erwarten würde – detailverliebt, verspielt, voller Symbolik.

Das Museum Musée de l’École de Nancy widmet sich ganz der Kunstbewegung École de Nancy, einer regionalen Ausprägung des französischen Jugendstils (Art Nouveau), die um 1900 ihren Höhepunkt erreichte. Anders als der eher dekorative Jugendstil in Paris, stand in Nancy die Verbindung von Kunst und Handwerk im Vordergrund. Möbel, Glas, Keramik, Eisenarbeiten – alles sollte nicht nur schön, sondern auch funktional und zugänglich sein. Das spürt man im Museum von der ersten Minute an.

Eine Jugendstil-Villa die selbst ein Kunstwerk ist: das Musée de l’École de Nancy

Das Gebäude, in dem das Museum untergebracht ist, war ursprünglich das Wohnhaus des berühmten Glas- und Möbeldesigners Eugène Corbin, einem begeisterten Förderer der École de Nancy. Die Villa wurde später zum Museum umgewandelt und beherbergt heute eine beeindruckende Sammlung von Werken der bedeutendsten Künstler der Bewegung. Namen wie Émile Gallé, Louis Majorelle, Jacques Gruber oder Victor Prouvé begegnen einem hier auf Schritt und Tritt – nicht nur an den Wänden oder in Vitrinen, sondern in der gesamten Raumgestaltung.

Mich hat besonders beeindruckt, wie viele unterschiedliche Kunstformen hier miteinander verschmelzen. Ein Wandgemälde geht in eine geschnitzte Holzvertäfelung über, davor ein passender Stuhl, darüber eine Lampe aus Glas und Bronze – alles im selben Stil, alles in liebevoller Abstimmung. So wird der Gedanke des Gesamtkunstwerks spürbar, der für die École de Nancy so zentral war.

Die Künstler hinter der Bewegung: Gallé, Majorelle und Co.

Die École de Nancy wurde offiziell 1901 gegründet, aber ihre Ursprünge reichen weiter zurück. Émile Gallé, einer der Väter dieser Bewegung, war nicht nur Glasgestalter, sondern auch Philosoph, Botaniker und Unternehmer. Seine Glasarbeiten im Museum sind beeindruckend: filigran, poetisch, technisch raffiniert. Viele seiner Werke zeigen florale oder maritime Motive, inspiriert von der Natur, und tragen oft auch symbolische Botschaften.

Ebenfalls zentral ist das Werk von Louis Majorelle, einem der bekanntesten Möbelgestalter des Jugendstils. Seine Arbeiten – Tische, Betten, Schränke – sind aus edlen Hölzern gefertigt, geschwungen und elegant, oft mit floralen Einlegearbeiten verziert. Im Musée de l’École de Nancy gibt es ganze Räume, die vollständig im Stil von Majorelle eingerichtet sind. Hier kann man eintauchen in eine Welt, in der Kunst und Alltag untrennbar miteinander verbunden waren.

Ein Besuch, der sich lohnt – auch für Nicht-Kunsthistoriker

Was mir an diesem Museum besonders gefallen hat: Es ist nicht überladen, sondern sehr klar und durchdacht kuratiert. Auch wer sich nicht intensiv mit Jugendstil oder der Kunst um 1900 auskennt, wird hier seinen Zugang finden. Die Räume erzählen Geschichten, die Objekte sprechen für sich, und die Atmosphäre lädt dazu ein, länger zu verweilen.

Wer will, kann auch den Garten nicht nur als Kulisse sehen, sondern als Teil des Konzepts. Die Pflanzen sind sorgfältig ausgewählt und spiegeln das Interesse der Künstler an der Natur und ihrer Formenvielfalt wider.

Praktische Tipps für deinen Besuch

Wenn du Nancy besuchst – und das lohnt sich übrigens generell, nicht nur wegen dieses Museums –, dann plane für das Musée de l’École de Nancy mindestens ein bis zwei Stunden ein. Es liegt etwas außerhalb des Stadtzentrums, ist aber gut mit der Tram zu erreichen.

Hier ein paar Empfehlungen für deinen Besuch:

  • Achte auf die kleinen Details in Möbeln, Lampen und Glasarbeiten – hier steckt oft mehr drin, als man auf den ersten Blick sieht.
  • Nimm dir Zeit für den Garten – besonders im Sommer ein echtes Highlight.
  • Wenn du mehr wissen willst, lohnt sich der Audioguide oder eine der Führungen (auch auf Englisch verfügbar).

Warum ich wiederkommen würde

Für mich war der Besuch im Musée de l’École de Nancy einer der schönsten Museumsmomente des Jahres. Weil man hier nicht einfach nur Ausstellungsstücke sieht, sondern in eine andere Welt eintaucht. Eine Welt, in der Kunst nicht nur für die Elite gedacht war, sondern für den Alltag – für jeden, der Schönheit im Leben sucht.

Wenn du Lust hast, deinen Blick für Design und Handwerk zu schärfen und dabei ein Stück Kunstgeschichte auf höchstem Niveau zu erleben, dann ist dieses Museum ein echter Geheimtipp in Frankreich. Und vielleicht, so wie ich, gehst du am Ende nicht nur mit schönen Fotos, sondern mit einem neuen Blick auf das Zusammenspiel von Kunst, Natur und Lebensstil nach Hause.

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