Junker Hansen Turm im Rotkäppchenland
Junker Hansen Turm im Rotkäppchenland
In diesem Ort, Neustadt (Hessen) sollte man nicht einfach vorbeifahren, zumindest nicht, wenn man sich an gut renovierten Fachwerkhäusern erfreut. Für Fachwerkliebhaber wie mich, wirkt der Turm wie ein Magnet, denn so ein Bergfried wurde normalerweise aus Stein errichtet. Nach einer kurzen Recherche wird mir dann auch klar, dass es sich offensichtlich um größten erhaltenen Fachwerkrundbau der Welt handelt. Der untere Teil des Turmes ist natürlich aus Stein, aber seine eigentlich Höhe von 48,40 Meter hat er maßgeblich der Fachwerkkonstuktion und seinen Türmen zu verdanken.
Der Junker Hansen Turm ist weithin sichtbar und natürlich auch das Wahrzeichen der Stadt. So etwas einzigartiges wird natürlich wertgeschätzt. Seit 2021 erstrahlt der Turm frisch renoviert in neuem Glanz. Allerdings ist das mit dem neuen Glanz so eine Sache, denn 90 Prozent der Bausubstanz sind Original! Vielleicht liegt das daran, dass er ursprünglich nur der erste von drei Türmen sein sollte. Die Befestigungsanlagen wurden aber in der geplanten Form nicht realisiert. Zwei Gründe sprachen dagegen. Der eine waren die hohen Kosten für so ein Bauwerk und der andere der Nutzen. Stadtmauern und solche Wehrtürme kamen u. A. wegen der veränderten Waffentechnik schlichtweg aus der Mode. Um Angereifer schon aus der Ferne zu sehen, reichte dieser Turm auch.
Eine stabile Kombination: Steinfundament und Fachwerkaufbau
Interessanterweise hat nicht nur der Junker Hansen Turm hat einen Sockel aus Stein. Das alte Rathaus wurde auch als massives Steinhaus errichtet, zumindest die erste Etage. Darüber hat man sich entschieden mit Fachwerk zu verwenden. Diese Kombination hat offensichtlich Methode in Neustadt, denn nicht nur das alte Rathaus erhielt 1557/58 eine Fachwerkaufsatz, sondern das neue Rathaus ebenfalls. Das Neue wird erst seit 1952 als Rathaus genutzt, denn es ist im ehemaligen Dörnbergsches Schloss untergebracht. Es ist größer, aber es hat ebenfalls einen steinerneren Unterbau und erst die erste Etage ist aus Fachwerk.
Neustadt, ein gewachsener Ort
Wenn man durch den Ort geht, dann fällt einem auf, dass die Häuser und Wegen dazwischen, ungeordnet sind. Es scheint so, als hätte jeder sein Haus da gebaut, wo Platz ist. Auffällig ist, dass es sehr viele und sehr gut renovierte Häuser gibt. Eine Besonderheit fällt auch auf, das sind die angedeuteten Säulen auf den Eckbalken. Anscheinend war ein Zimmermann hier besonders kreativ oder hatte damit gezeigt, wo er überall ein Fachwerkbau errichtet hat.