Evangelische Stadtkirche Laubach
Die Evangelische Stadtkirche Laubach steht leicht erhöht auf einem kreisförmig bebauten Platz direkt westlich des Schlosses. Die zweigeteilte Bauweise fällt auf: Ein älterer Teil aus grauem Stein mit einem traditionellen Kirchturm und Querhaus, daneben das verputzte Kirchenschiff mit barocken Fenstern. Wenn ich schon mal in Laubach bin, dann muss ich natürlich die Kirche besuchen, zumal gerade Orgelmusik zu hören ist. Vielleicht hat die Stadtkirche wegen ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zum Schloss Laubach etwas besonderes zu bieten. Als Liebhaber historischer Kirchen kann ich außerdem an solch einem Kirchenbau nicht vorbeigehen.
Ich habe Glück, denn oftmals sind ja gerade evangelische Kirchen, außerhalb der Gottesdienste verschlossen. Diese war geöffnet. Das vervollständigte meine Vorstellung von einer Erkundung einer Altstadt, ein bisschen Schlossromantik und einer Kirchenerkundung für mich.
Geschichte der Evangelischen Stadtkirche Laubach
Die Evangelische Stadtkirche hat wirklich eine spannende Geschichte. Die Ursprünge reichen bis ins Mittelalter zurück – genauer gesagt ins 13. Jahrhundert. Damals war sie noch katholisch und der Jungfrau Maria gewidmet. Interessanterweise führte Graf Friedrich Magnus I. von Solms-Laubach 1544 die Reformation ein, wodurch die Kirche evangelisch wurde und sich bis heute so erhalten hat.
Wie üblich, wurde die Kirche im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert. Das ursprüngliche romanische Gebäude bekam im 15. Jahrhundert gotische Ergänzungen. Der große Umbau fand dann erst 1702 statt, als man das Kirchenschiff im barocken Stil neu errichtete. Dadurch entstand dieser einzigartige Mix, den man heute sieht – mittelalterliche Grundmauern treffen auf barocke Fenster und elegante Details. Heute würde man sagen, dass man Ressourcen schonend renoviert hat.
Die Evangelischen Stadtkirche Laubach erkunden
Daß das Grafenhaus von Laubach eine enge Verbindung zu dieser Kirche hatte, davon zeugt der sogenannte „Grafengang“. Das ist der überdachte Weg, der früher vom Schloss direkt in die Kirche führte. So konnten die Grafen diskret in die Kirche gehen, ohne nass zu werden oder gesehen zu werden – irgendwie charmant, oder?
Fun Fact
In vielen Kirchen, die einen solchen Zugang für die Obrigkeit hatten, nahmen die Schlossbewohner auf einer höheren Empore platz. Diese waren dann von den anderen Gemeindemitgliedern gar nicht zu sehen. Auf diese Weise wussten diese gar nicht, ob die feinen Herrschaften anwesend sind oder lieber Ihren Rausch ausschliefen und den Gottesdienst schwänzten.
Die Evangelische Stadtkirche Laubach war für mich eine schöne Überraschung. Dieser spannende Mix aus mittelalterlichen Elementen und barocken Details, harmoniert erstaunlich gut miteinander. Der Raum ist hell und wirkt mit den blau-gold verzierten Emporen und der weißen Kassettendecke richtig freundlich und einladend.
Ein Highlight war die Kanzel aus Holz, ungefähr von 1700. Sie hat einen kunstvollen Schalldeckel, auf dem ein goldener Pelikan sitzt – ich musste erst nachlesen, dass dieser Vogel früher ein Symbol für Hingabe und Opferbereitschaft war. Gleich darunter steht ein Taufbecken aus dem 13. Jahrhundert. Stell dir vor, das wurde erst 1979 im Schlosspark wiedergefunden – kaum zu glauben, was für Geschichten sich hier verstecken.
In der Kirche findest du auch einige beeindruckende Grabdenkmäler, darunter eins aus Sandstein, das Graf Johann Friedrich und seiner Frau Benigna gewidmet ist – die beiden haben damals den barocken Teil der Kirche bauen lassen. Ein richtig schöner Blickfang war für mich außerdem das Alabaster-Grabmal von 1563, das einen Grafen in Ritterrüstung zeigt, wie er kniend vor einem Kreuz betet. Das wirkt richtig lebendig und detailreich, besonders durch die farbigen Wappen drumherum.
Am meisten beeindruckt haben mich aber die mittelalterlichen Wandmalereien, die teilweise noch richtig gut erhalten sind. Du kannst deutlich Szenen erkennen, wie den heiligen Georg im Kampf mit einem Drachen oder eine Schutzmantelmadonna, die schützend ihre Arme über Menschen ausbreitet. Wirklich faszinierend, wenn man bedenkt, dass diese Malereien schon im 14. Jahrhundert entstanden sind und erst viel später wiederentdeckt wurden.
Oben auf der Empore steht dann noch eine tolle barocke Orgel. Die ist richtig prächtig dekoriert, mit goldenen Verzierungen und kleinen Engeln. Gebaut wurde sie Mitte des 18. Jahrhunderts und ist heute noch in super Zustand. Hier findet übrigens alle zwei Jahre ein Orgelwettbewerb statt – hätte ich vorher nicht gedacht, dass so eine kleine Stadt da ganz vorne mit dabei ist.
Alles in allem hatte ich wirklich Freude daran, diese Kirche zu erkunden. Man entdeckt ständig neue Details, und es macht Spaß, sich hier Zeit zu nehmen und alles in Ruhe anzuschauen. Wenn du mal in der Nähe bist, würde ich dir definitiv empfehlen, vorbeizuschauen – es lohnt sich!
An diesem Tag habe ich nicht nur die Evangelische Stadtkirche besucht, sondern auch das beeindruckende Schloss Laubach erkundet, das nur wenige Schritte von der Kirche entfernt liegt. Was ich dort erlebt habe, kannst du dir hier ansehen:
Doch mein Ausflug endete noch nicht in Laubach. Danach ging es noch ins nahegelegene Schloss Hungen, etwa 14 Kilometer entfernt. Ein weiteres Schmuckstück Hessens, das definitiv einen Besuch wert ist! Die Eindrücke und Fotos aus Hungen findest du in diesem Blogbeitrag:
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