Schiefer Turm von Pisa: Ein unvergleichlicher Sonnenuntergang nach unserer späten Ankunft
Später Abend, spontane Tickets und eine ruhige Piazza
Der Schiefe Turm von Pisa – seit jeher ein Symbol italienischer Baukunst und eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Landes. An diesem Tag erreichten wir die Stadt jedoch erst am späten Nachmittag – ein Umstand, der sich als echter Geheimtipp herausstellen sollte. Die meisten Besucher hatten die Piazza dei Miracoli bereits verlassen, Stimmen und Trubel waren verklungen. Plötzlich lag eine ungewohnte Ruhe über dem berühmten Platz, als sei er in einen sanften Abendtraum gefallen.
Direkt nach unserer Ankunft gingen wir zum Ticketschalter. Zu unserer Überraschung herrschte dort völlige Leere – kein Anstehen, kein Gedränge. Nur wenige Minuten später hielten wir die Eintrittskarten für den schiefen Turm von Pisa in den Händen. Wieder auf der Piazza, schien der Turm fast, als würde er nur auf uns warten. Endlich stand einer der lang ersehnten Aufstiege bevor, zu einem Bauwerk, das wir bisher nur aus Erzählungen und Bildern kannten. Über jahrhundertealte Marmorstufen sollte es nun in den Himmel von Pisa hinaufgehen.
Das Besondere an diesem Abend: Statt der sonst langen Warteschlangen durften wir schon nach wenigen Minuten eintreten. Ein seltener Luxus – den Turm ohne Hektik und in aller Ruhe erkunden zu können.
Die Marmorstufen leuchteten im goldenen Schimmer der untergehenden Sonne, und die stille Atmosphäre verlieh dem Aufstieg etwas fast Meditatives. Ab und zu fiel der Blick durch ein schmales Fenster hinaus: auf das letzte Tageslicht über der Stadt, auf die Fassade des Doms, das Baptisterium – alles getaucht in warmes Abendlicht. Es fühlte sich an, als wären wir die letzten Gäste in Pisa.

Magischer Sonnenuntergang auf dem Schiefer Turm von Pisa im Zwielicht
Oben auf dem Turm erwartete uns einer der intensivsten Momente unserer Reise. Der Sonnenuntergang zeigte Pisa von seiner allerschönsten Seite. Die Silhouette der Stadt, die ruhigen Straßen und die Hügel im Hintergrund verschmolzen mit dem warmen Licht zu einer fast surrealen Szenerie. Es war bewegend, dort zu stehen – nur wenige andere waren noch dort und jeder genoss ehrfürchtig das Schauspiel. Wir schauten lange, machten Fotos, doch eigentlich war es diese stille Minute der Bewunderung, die alles perfekt machte. Die Sonne versank langsam hinter den Bergen, das Licht spielte auf den Marmorfassaden, und für den Augenblick vergisst man die Zeit.
Die Rückkehr über die leeren Treppen war gemütlich und entspannt. Unten angekommen, lag die Piazza bereits im Dämmerlicht. Die großen Prachtbauten wirkten jetzt fremder und noch beeindruckender; Schatten breiteten sich aus, und das Treiben der Stadt war verstummt. Wir entschieden uns, den Abend noch nicht zu beenden, sondern schlenderten hinüber in die Altstadt. In einem kleinen Café mit Blick auf den Arno ließen wir bei einem Gelato den Tag ausklingen.
Mein Tipp: Schiefer Turm von Pisa abends erleben
Dieser Abend in Pisa war anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte, und genau deshalb unvergesslich. Wer den Schiefen Turm im Sonnenuntergang erlebt und dabei keine Warteschlange fürchten muss, entdeckt eine ganz andere Seite dieser Sehenswürdigkeit. Die Stadt ist nach Einbruch der Dunkelheit besonders stimmungsvoll, und auch die gängigen Touristenorte werden Teil eines ganz privaten Erlebnisses. Ich würde jedem Reisenden empfehlen, den Turmbesuch auf den Abend zu legen. Die Erinnerungen an den friedlichen Ausblick und den goldenen Sonnenuntergang gehören zu meinen persönlichen Höhepunkten dieser Italienreise. So wird der Schiefe Turm von Pisa nicht nur zum Bild fürs Fotoalbum – sondern zur schönen Erinnerung, die bleibt.
Die Baugeschichte des Schiefen Turms – Entstehung und Herausforderungen
Der Schiefe Turm von Pisa ist das Ergebnis einer jahrhundertelangen, durch Herausforderungen geprägten Baugeschichte. Der Grundstein für den berühmten Campanile wurde am 9. August 1173 gelegt, zunächst als freistehender Glockenturm für den benachbarten Dom. Schon nach zwölf Jahren, beim Bau des dritten Stockwerks, senkte sich der Turm aufgrund des weichen, sandig-lehmigen Untergrunds und begann, sich in Richtung Südosten zu neigen. Die damaligen Baumeister reagierten besonnen: Der Bau wurde für rund 100 Jahre unterbrochen, sodass sich der Boden setzen konnte und der Turm nicht einstürzte.
Um 1272 wurde der Bau unter einem neuen Architektenteam fortgesetzt. Sie versuchten, die Schieflage durch unterschiedlich hohe Stockwerke auszugleichen – ein innovatives, aber nur teilweise erfolgreiches Vorgehen. Nach weiteren Unterbrechungen wurde das achte und letzte Stockwerk schließlich 1372 fertiggestellt. Damit hatte der Turm eine Bauzeit von fast 200 Jahren und war schon bei seiner Vollendung eine architektonische Kuriosität. Mit einer Höhe von rund 56 Metern und 14.500 Tonnen Carrara-Marmor übersetzt der Turm bis heute den Ehrgeiz und Erfindungsgeist mittelalterlicher Baukunst in Stein.
Sanierung, Legenden und seine Bedeutung heute
Im Laufe der Jahrhunderte verschärfte sich die Schieflage durch natürliche Bewegungen im Untergrund weiter. Immer wieder wurden Restaurierungen und Sicherungsmaßnahmen notwendig. Besonders dramatisch wurde es gegen Ende des 20. Jahrhunderts: 1990 musste der Turm wegen Einsturzgefahr für Besucher gesperrt werden, nachdem Messungen zeigten, dass die Neigung jährlich zunahm. Ein internationales Expertenteam entwickelte aufwendige Sanierungsmaßnahmen, bei denen unter anderem Bodenmaterial entnommen, Bleigewichte und Stützkonstruktionen eingefügt und der Turm schließlich um 44 Zentimeter aufgerichtet wurde. Seit 2001 ist das Bauwerk wieder für Besucher geöffnet.
Heute beträgt die Neigung knapp vier Grad, was eine spektakuläre Auslenkung von etwa 3,9 Metern an der Spitze zur Folge hat. Neben ingenieurtechnischen Innovationen sorgen auch viele Mythen für Faszination: So soll Galileo Galilei auf dem Turm seine berühmten Fallversuche gemacht haben. Der Schiefe Turm von Pisa wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und bleibt ein lebendiges Zeugnis dafür, dass auch Fehler – wenn sie mit Kreativität und Ausdauer begegnet werden – zu zeitlosen Wahrzeichen werden können
Die Eintrittspreise für den Schiefen Turm von Pisa liegen aktuell bei etwa 20–25 € pro Person, je nach Ticketvariante und etwaigen Zusatzleistungen wie Audioguide oder Kombitickets für weitere Monumente auf der Piazza dei Miracoli. Für Kinder unter 8 Jahren ist der Aufstieg aus Sicherheitsgründen nicht gestattet.
Es empfiehlt sich dringend, die Tickets im Voraus online zu kaufen. Dies spart Zeit vor Ort, da die Anzahl der Besucher pro Zeitfenster begrenzt ist und lange Warteschlangen am Ticketschalter gerade in der Hauptsaison üblich sind. Über die offizielle Website oder seriöse Anbieter wie GetYourGuide oder Viator kann man Tickets buchen, das gewünschte Zeitfenster auswählen und die Karten bequem per E-Mail erhalten – entweder zum Ausdrucken oder direkt auf das Smartphone. Alternativ sind Tickets auch am Ticketschalter auf der Piazza erhältlich, dort besteht aber keine Garantie auf einen zeitnahen Einlass, insbesondere bei großem Besucherandrang oder man hat so viel Glück wie wir!