Martelli Pasta

Martelli Pasta – wie mich ein Reisebericht im Fernsehen nach Lari führte

Martelli Pasta, bzw. Pastificio Famiglia Martelli lernte ich zum ersten Mal in einem Reisebericht im Fernsehen über Norditalien kennen. Die Bilder von den goldgelben Spaghetti, den alten Maschinen und dem gelben Fabrikgebäude, das fast wie eine Filmkulisse wirkte, haben mich sofort neugierig gemacht. Wie üblich, wenn mich ein Ort begeistert, habe ich ihn direkt auf Google Maps als mögliches Reiseziel markiert.

Im Juli 2025 war es dann soweit: Meine Reise durch die Toskana führte mich nach Lari, einem malerischen Ort mit mittelalterlichem Kern, in dem seit 1926 Pasta nach traditioneller Handwerkskunst hergestellt wird. Schon beim Anblick des Gebäudes, das direkt an das Castello dei Vicari grenzt, wusste ich, dass dies kein gewöhnlicher Fabrikbesuch werden würde. Es ist schon ein besonderes Gefühl, wenn man einen Ort zuvor nur aus dem Fernsehen kennt und nun tatsächlich davorsteht – plötzlich wird aus den Bildern auf dem Bildschirm Realität. Jetzt selbst durch die Türen zu treten und einen Blick hinter die Kulissen dieser besonderen Pastafabrikation zu werfen, war nicht nur spannend, sondern auch ein kleines bisschen surreal.

Das Schild an der Tür zeigte uns, dass die nächste Führung in 15 Minuten beginnt. Also warteten wir – zumal sie kostenlos ist. Einzige „Gefahr“: Die Wahrscheinlichkeit ist extrem hoch, dass man im angrenzenden Laden nach der Besichtigung den unwiderstehlichen Drang verspürt, ein paar Packungen Pasta mitzunehmen.

In dem schmalen Gang zwischen den Häusern, direkt vor dem Eingang der Fabrik, hatten sich inzwischen auch andere Besucher angestellt – darunter Reisende aus Holland, Schweden, Spanien und Frankreich. Aus den Gesprächen eines deutschen Ehepaares und einer holländischen Familie konnte man heraushören, dass Martelli Pasta offenbar in vielen Reisesendungen vorgestellt wird und vermutlich ein sehr gut funktionierendes Marketingkonzept hat.

Handwerk statt Massenproduktion – das Erfolgsgeheimnis der Martellis

Die Pastificio Famiglia Martelli ist weit entfernt von der Hektik industrieller Pastaproduktion. Hier arbeitet die gesamte Familie – aktuell acht Mitglieder – gemeinsam daran, nur wenige, dafür besonders hochwertige Pastasorten herzustellen. Die Auswahl ist bewusst klein: Spaghetti, Spaghettini, Spaghettoni, Penne, Maccheroni und Fusilli.

Das Erfolgsgeheimnis liegt in drei Punkten:

  • Beste Zutaten: Hartweizengrieß aus der Toskana, teils mit hochwertigem kanadischem Weizen kombiniert.
  • Bronzeformen: Diese verleihen der Pasta ihre raue Oberfläche, an der jede Sauce perfekt haftet.
  • Langsame Trocknung: Bis zu 50 Stunden bei niedrigen Temperaturen – so bleiben Aroma, Biss und Farbe erhalten.

Die Jahresproduktion entspricht in etwa der Menge, die ein Industriebetrieb in nur wenigen Stunden herstellen würde. Hier gilt: Qualität vor Quantität.

Ein Rundgang voller Eindrücke

Während der Führung konnte man nicht wirklich jeden Arbeitsschritt sehen – zumindest habe ich nur miterlebt, wie Pelle Classico durch die Bronzeform gepresst wurde. Doch bei der schwülen Hitze in der Produktion war das auch vollkommen ausreichend, um einen Eindruck von der Handwerkskunst zu bekommen. Der warme, leicht nussige Duft in den Räumen machte sofort Lust auf eine große Portion Pasta.

Das gelbe Papier, in dem die fertige Pasta verpackt wird, ist längst zu einem Markenzeichen geworden. Es wirkt fast nostalgisch und passt perfekt zum Charakter des Hauses: traditionell, authentisch und unverwechselbar.

Lari – mehr als nur Pasta

Nach dem Fabrikbesuch lohnt es sich, durch die Gassen von Lari zu schlendern. Der Ort hat eine lange Geschichte, die bis in etruskische Zeiten zurückreicht. Über allem thront das Castello dei Vicari, dessen Mauern schon viele Herrscher gesehen haben. Von den Zinnen aus bietet sich ein weiter Blick über die sanften Hügel der Toskana – ein Panorama, das zu den schönsten der Region zählt.

Im Ortskern laden kleine Cafés und Geschäfte zum Verweilen ein. Wer nach dem Pastabesuch noch Appetit hat, findet in Restaurants wie Il Rosso della Paola traditionelle Gerichte, die oft mit genau der Pasta serviert werden, die wenige Meter entfernt hergestellt wird.

Warum sich der Ausflug lohnt

Mein Besuch bei Martelli Pasta war nicht nur ein kulinarisches Erlebnis, sondern auch eine kleine Zeitreise. Hier spürt man, wie eng Tradition, Handwerk und regionale Verbundenheit miteinander verwoben sind. Wer die Toskana bereist, sollte sich diesen Abstecher nicht entgehen lassen – nicht nur wegen der Pasta, sondern auch wegen des besonderen Flairs von Lari. Es ist einer dieser Orte, die zeigen, dass wahre Qualität oft im Kleinen zu finden ist.

Fazit

Von einem kurzen Reisebericht über Martelli Pasta im Fernsehen bis zum echten Besuch war es nur ein kleiner Klick auf Google Maps – und doch eine Reise, die sich gelohnt hat. Pastificio Famiglia Martelli ist für mich ein Sinnbild für Leidenschaft, Handwerk und den Mut, es bewusst anders zu machen als die großen Player der Branche.

Lari und seine Martelli Pasta werden mich noch lange begleiten – nicht nur im Geschmack, sondern auch in der Erinnerung an einen Tag, der gezeigt hat, wie schön es ist, Tradition hautnah zu erleben.

Pastificio Famiglia Martelli

Martelli – Famiglia di Pastai
Via dei Pastifici, 3, 56035 Lari PI, Italien

https://maps.app.goo.gl/QnujqpYdXLKPUsSB7

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