Orgel in der Evangelische Kirche Münzenberg
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Geschichte der Kirche in Münzenberg

Geschichte der Kirche in Münzenberg

Die Geschichte der evangelischen Kirche in Münzenberg im hessischen Wetteraukreis reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Durch zwei Umbauten im 13. Jahrhundert und im Barock erhielt sie ihre heutige Form. Die Kirche ist ein zweischiffiger Bau mit asymmetrischem Satteldach auf der Südseite. Der mächtige Chorturm im Osten verfügt über einen gedrehten Spitzhelm und vier Dreiecksgiebeln. Die Kirche spielt eine wichtige Rolle für das Ortsbild und ist als Kulturdenkmal eingestuft.

Die Geschichte der evangelische Kirche in Münzenberg

Die Kirche wurde voraussichtlich im späten 12. Jahrhundert erbaut. Als erster Patronatsherr wird Kuno I. von Münzenbergangenommen, der auch die Burg Münzenberg errichtete. Es gibt Nachweise eines Klerikers im Jahr 1183 und eines Plebans namens Conradus im Jahr 1226. Ob der Kleriker in der Burgkapelle arbeitete, ist nicht bekannt.

Ein Friedhof wurde 1248 erwähnt und seine Erweiterung an der Nordseite der Kirche im Jahr 1319 bestätigt. Bis 1255 war Münzenberg eine Filiale der Mutterkirche in Trais-Münzenberg, dann wurde es zur eigenständigen Pfarrkirche erhoben. Die romanische Kirche wurde dann erweitert, mit dem Bau eines Kirchturms, einer Sakristei im Osten und einem Seitenschiff im Süden, das möglicherweise ein eigenes Satteldach hatte. Eine Erweiterung nach Norden war wegen des dortigen Friedhofs nicht möglich.

Die Kirche in Münzenberg war Maria als Schutzpatronin gewidmet und hatte acht Altäre, einschließlich Altären für die Heiligen Georg, Johannes, Nikolaus, Maria, Peter und Paul, Elisabeth und Katharina sowie Anna und Sebastian. Im Mittelalter gehörte die Pfarrkirche zum Archidiakonat von St. Maria ad Gradus im Erzbistum Mainz.

Münzenberg wurde protestantisch

Im Jahr 1558 führte die Reformation dazu, dass Münzenberg protestantisch wurde. Pfarrer Johannes Heucher und sein Kaplan führten Mitte der 1580er Jahre die reformierte Lehre inoffiziell ein. Ab 1614 bekannte sich die Gemeinde endgültig dem lutherischen Bekenntnis an. Der Dreißigjährige Krieg beschädigte die Kirche schwer. Am Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts erhöhte man die Holztonne und das Dach des Hauptschiffs. Das Seitenschiff wurde mit dem Hauptschiff vereint. 1666 wurde eine große Westempore eingebaut, 1765 eine schmale Südempore und eine Ostempore für die Orgel.

Bei einer Renovierung der Kirche in Münzenberg im Jahr 1896, wurden das Maßwerk der Fenster entfernt, die Holztonne erneuert und der Innenputz abgeschlagen. 1900-1901 folgte eine Renovierung des Helmaufbaus. Eine Kirchenrenovierung fand von 1959 bis 1961 statt, bei der die Orgelempore erhöht, die Südempore verkürzt, das Kirchengestühl teilweise erneuert und die Holztonne ersetzt wurde. Die Kirche wurde neu gefasst und fehlende Teile des Ziboriums rekonstruiert. Der Kirchturm wurde 2007 renoviert.

Die Architektur der Kirche in Münzenberg

Die Kirche befindet sich im Zentrum der planmäßig angelegten Stadt, nördlich der Burg auf einem Schlepphang. Die romanische Saalkirche aus dem 12. Jahrhundert, mit einer Größe von 13 x 8 Metern und einer schmalen, eingezogenen Kapelle von 7,5 x 6 Metern, hatte einen weißen äußeren Putz mit roter Verfugung. Durch Umbauten im 13. und im Barock entstand ein komplexer Baukörper. Die Kirche ist von einer Bruchsteinmauer umschlossen, die einen Kirchenbezirk von 35 x 50 Metern, einschließlich Friedhof, umgibt.

Die Kirche in Münzenberg hat ein asymmetrischen Satteldach

Die Kirche besteht aus Bruchsteinmauerwerk und ist weiß verputzt. Sie hat ein Langhaus, das höher und breiter als das Seitenschiff im Süden ist, bedeckt von einem asymmetrischen Satteldach. Die Dachkonstruktion besteht aus zweitverwendeten Hölzern aus der Mittelalterzeit.

Der alte Ostchor ist auf der Nordseite um eine Mauerbreite eingezogen und gegenüber dem Schiff um zwei Stufen erhöht. Teile der romanischen Kirche sind erhalten, wie die Nordwand, die westliche Schiffswand und ein Teil der Südwand. Beim Abschlagen des Außenputzes wurde bei der Restaurierung die Eckquaderung als späteren Anbau des Seitenschiffs sichtbar. Ein vermauertes Rundbogenfenster ist in der alten Südwand erhalten, darüber ist ein spitzbogiges Fenster.

Das Hauptportal im Westen ist reich profiliert und hat eine Giebelüberdachung mit Spitzbogenfries. Auf der Nordseite ist ein vermauertes, gotisches Portal mit profiliertem Kleeblattbogen vorhanden. An der Ostwand befindet sich ein Rundbogenfenster, das das Ziborium belichtet. Das Hauptschiff erhält Licht von zwei Spitzbogenfenstern auf der Nordseite und von einem kleinen trapezförmigen und einem hochsitzenden Rundbogenfenster im Westen, die im 16. bis 18. Jahrhundert entstanden sind. Die gotischen Nordfenster sind vollständig vermauert.

Das Innere der Kirche in Münzenberg

Das Innere der Kirche zeigt anstelle des früheren Ostabschlusses einen großen, gestuften Spitzbogen, der den gotischen Chor zur romanischen Ursprungskirche öffnet. Eine Arkade mit drei großen Rundbögen und einem kleineren verbindet das südliche Seitenschiff mit dem älteren Mittelschiff. Im Westen gibt es zwei niedrige, gestufte Rundbögen mit kreuzförmigen Pfeilern und Karnieskämpfern, gefolgt von einem Bogen mit gefasten Kanten und zwei westlichen Pfeilern mit attischen Basen.

Der östliche, gewölbte Bereich des Seitenschiffs wird durch einen Gurtbogen auf Konsolen abgegrenzt und diente früher als Raum für einen Nebenaltar. Das Seitenschiff hat im Süden spitzbogige und rechteckige Fenster sowie ein Spitzbogenportal mit Fase.

Das östliche Spitzbogenfenster der Südwand reicht in den Dachraum hinein und weist auf eine Erniedrigung der Südwand im Barockzeitalter hin. Das Westportal aus der Mitte des 13. Jahrhunderts ist älter als das Hauptportal. Das spätromanische Zackenportal aus Lungstein unter einem Rundbogen mit vorkragenden Laibungskämpfern aus Sandstein ist aufwändig gestaltet und hat ein schmales Spitzbogenfenster darüber.

Der frühgotische Chorturm

Im Osten befindet sich der hohe, frühgotische Chorturm mit einem quadratischen Grundriss, der aus der Achse gerückt ist. Sein dreigeschossiger Turmschaft ist ungegliedert und wird im Erdgeschoss durch Strebepfeiler gestützt. Das umlaufende Sockelprofil hat eine attische Basis und der Chorraum ist von einem Kreuzrippengewölbe mit Birnstabrippen über Konsolen überdacht.

Im Erdgeschoss wird der Chor durch schmale Spitzbogenfenster und ein rundbogiges Zwillingsfenster an der Ostseite belichtet. Im Obergeschoss gibt es gekuppelte Schallöffnungen mit Vierpass im Spitzbogen. Das Kirchendach schneidet das ältere Turmfenster im Westen. Alle Turmfenster haben Basaltumrahmungen und vier steile Dreiecksgiebel, die in einen achtseitig verschieferten Spitzhelm überleiten.

Der Turmaufbau wird von einem Turmknauf, einem schmiedeeisernen Kreuz und einem Wetterhahn bekrönt. An der Südseite des Turms befindet sich eine kleine Kapelle mit einem rechteckigen Grundriss, die nur über eine spitzbogige, profilierte Tür erreichbar ist. Der Innenraum der Kapelle wird durch spitzbogige Lanzettfenster belichtet und hat ein niedriges Kreuzgewölbe mit floralen Ornamenten und Rollwerk aus dem 17. Jahrhundert. Eine Außentreppe an der Südseite führt zur Orgelempore und in den Turm.

Die Innenausstattung

Die Inneneinrichtung des Schiffes ist geprägt von einer hohen, gewölbten Holztonne im Hauptraum und einer flachen Decke im Seitenschiff. Die Emporen an West- und Südseite ruhen auf vier gegliederten Pfosten mit Kapitellen und Kopfbändern, die mit flachen Schnitzereien verziert sind. Ein Pfosten trägt die Jahreszahl 1765. Die niedrige Westempore ist aus dem Jahr 1666 und weist in ihrer Brüstung ein Muster aus querrechteckigen Feldern auf. Süd- und Ostempore haben eine kassettierte Füllung, während die Orgelempore eine trapezförmige Ausbauchung mit drei runden, bemalten Wappenfeldern hat. Die Wappen zeigen die der Grafen Ludwig († 1574) und Christian († 1581) von Stolberg-Königstein (links), der Grafen von Solms (Mitte) und der Grafen von Hanau (rechts).

Im Chorraum befindet sich ein Chorgestühl aus dem 13. Jahrhundert mit drei Sitzplätzen und einem Knauf im Staufer-Stil. Das fünfsitzige Chorgestühl mit geschnitzten Wangen und Miserikordien ist an den Seitenlehnen dreimal mit dem Datum 1491 gekennzeichnet und trägt auf der Westseite das Wappen von Münzenberg in Rot und Gold und auf der Ostseite das Wappen von Eppstein. Die Brüstung und die Holzverkleidung sind mit Rankenmotiven und Schildern verziert. Das Kirchengestühl stammt aus den Jahren 1659 und 1662.

Die herrschaftlichen Sitze von 1662 im Seitenschiff tragen die Namen der Stadt- und Burgherren jener Zeit. Seit 1961 ist die Holzverkleidung des geschlossenen Stuhls der Frau Obersten von Hattstein aus dem Jahr 1659 unter der Westempore aufgestellt, der in der Nachreformationszeit unter dem Baldachin stand. Der erste, westliche Rundbogen zum Seitenschiff ist mit einer Darstellung der Heiligen Margareta mit einer Siegespalme bemalt. Die mittelalterliche Darstellung aus dem 14. Jahrhundert ist nur noch schwach erkennbar. An der Südwand des Seitenschiffs ist ein Streifen Bemalung aus dem gleichen Jahrhundert erhalten. In der Seitenkapelle, die heute als Sakristei genutzt wird, gibt es mehrere spätgotische Wandschränke mit den Daten 1466 und 1517. Sie haben schwere Eisenbeschläge aus gotischer Zeit und dienten zur Aufbewahrung der Vasa sacra und des Archivs. Ein Wandschrank trägt das Datum 1777 und verfügt über eine Eisentür.

Das gotische Kruzifix mit Echthaarperücke

Der bedeutendste Teil der Ausstattung ist das gotische Kruzifix aus dem Jahr 1431, welches über dem frühgotischen Hochaltar im Chor aufgestellt ist. Es ist 2,57 Meter hoch und 2 Meter breit und stammt aus der Würzburger Schule. Es besitzt eine Echthaarperücke, die durch Haarreste und Beschreibungen rekonstruiert wurde. Im Brustbereich des Kruzifixes befinden sich drei Reliquien in einer verschlossenen Höhlung. Ein Pergamentstreifen, der um einen Span des Leichenwagens der heiligen Elisabeth gewickelt war, und ein Beutel aus rotem Seidentuch mit Reliquien des heiligen Justin und des heiligen Theodor.

Die ursprüngliche Fassung des Kruzifixes wurde zwischen 1959 und 1961 unter bis zu sechs Farbschichten freigelegt. Links vom Kruzifix ist eine spätgotische Sakramentsnische aus rotem Sandstein eingelassen, die im 15. Jahrhundert gebaut wurde. Sie ist mit Fialen, Wimperg und Maßwerk reich verziert.

Die geschwungene Kanzel aus dem Spätbarock (1760) ist an der Nordwand montiert. Verziert mit vergoldeten Ornamenten und bekrönt von einem Pelikan-Symbol für Christus. Der Pfarrstuhl links mit Wappenwand zeigt die Adelsfamilien Loewenstein, Wrede, Darmstadt, Schütz von Holzhausen, von Sickingen und von Bellersheim. Rechts mit durchbrochenem Gitterwerk. Der Opferstock aus Holz (barock) und der hölzerne Ambo (1561) runden die Ausstattung ab.

Die Orgel

Der Orgelprospekt von 1897 belegt die Existenz einer Orgel in der Kirche. Ein Organist wurde bereits in den 1610er Jahren bezahlt, was auf die Existenz eines Instruments hindeutet. 1666 wurden Flügeltüren angeschafft, was wahrscheinlich einen Neubau der Orgel bedeutete. Die Orgel wurde auf eine neue Empore gestellt. Vor 1720 wurde eine neue Orgel mit 10 Registern von Johann Friedrich Macrander aus Frankfurt gebaut, die später 1765 auf eine neue Ostempore umgesetzt wurde.

Im Jahr 1896 erhielt die Firma Gebr. Link den Zuschlag für eine neue Orgel, die für 4600 Mark im Jahr 1897 errichtet wurde. Im Jahr 1963 wurde das Pfeifenwerk von der Firma Förster & Nicolaus aus Lich erneuert, und 2004 folgte eine Grundsanierung.

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